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Tote des 17. Juni 1953
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Georg Gaidzik

9.2.1921 - 17.6.1953
gest. zwischen 10.00 und 12.00 Uhr in Magdeburg auf dem Gelände der Strafvollzugsanstalt Sudenburg


Georg Gaidzik wird am 9. Februar 1921 in Mechtal (Oberschlesien) geboren, nach der Volksschule erlernt er das Schmiedehandwerk und arbeitet im Bergbau. Als Soldat gerät er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wird dort in viereinhalb Jahren dreimal als "Aktivist" ausgezeichnet. (1) 1950 wird er Volkspolizist.

Am 17. Juni 1953 ist er Oberwachtmeister und hat in der Haftanstalt Sudenburg Wachdienst. Als die Aufständischen das Gefängnis bestürmen, werden die Wachhabenden durch das Tor und aus dem angrenzenden Gerichtsgebäude beschossen, drei von ihnen erhalten tödliche Verletzungen, unter ihnen Georg Gaidzik.

Im späteren Prozess gegen Ernst Jennrich, der beschuldigt wird, den tödlichen Schuss abgegeben zu haben, sagt ein Angehöriger der VP als Zeuge aus: "Den Demonstranten gelang es, die Pforte zu beschädigen, so dass eine Öffnung von 60 x 60 cm entstand. Anschließend kam ein Schuss von draußen durch diese entstandene Öffnung. Ich schoss zurück und traf den Schützen in das linke Bein. Danach versuchte ein weiterer Mann zu schießen. Jedoch vor Abgabe des Schusses wurde er von meinem Schuss in das linke Bein getroffen. Da ich bemerkte, dass von hinten Gefahr drohte, da die Menge die Mauer bereits überschritten hatte, begab ich mich nach hinten, um hier die anderen Genossen zu unterstützen. Auf unser Zureden zog sich die Menge wieder zurück. Ich wollte wieder in Richtung Pforte gehen. Diesen Augenblick sah ich, wie jemand von draußen durch das linke Fenster einen Karabiner steckte. Im gleichen Augenblick fiel der Schuss und der VP-Obm. Gaidzik, der am Tor des 2. Hofes stand, sank zu Boden." (2) Georg Gaidzik wird durch einen Halsschuss getötet. (3) Der tatsächliche Schütze wurde nie ermittelt.

Die Bestattung wird von der Volkspolizei ausgerichtet. (4) In einem internen Bericht heißt es dazu: "Seitens der BDVP Magdeburg, Abt. P, wurden den Ehefrauen der getöteten Genossen Gaidzik und Händler sofort ein Betrag von je 1.000,- DM ausgezahlt. Desweiteren erhalten sie die Dienstbezüge für die Zeit von drei Monaten weitergezahlt. Weiterhin wurde von der BDVP Magdeburg die gesamte Bestattung der ermordeten Genossen übernommen und organisiert. Sämtliche Kosten einschließlich Sarg und Kranz sind von der VP übernommen worden. Die Angehörigen sind mit VP-eigenen Fahrzeugen von ihrer Wohnung zur Bestattungsstätte gefahren worden. Innerhalb der Dienststellen wurden würdige Trauerfeiern abgehalten." (5)

Der Stadtrat von Magdeburg beschließt auf Antrag der Volkspolizei am 30. Juni 1954, aus Anlass des "Tages der Volkspolizei" eine Straße der Stadt nach Georg Gaidzik zu benennen. Sie heißt heute wieder wie vorher "Seehäuserstraße". (6)

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1 Nachruf, in: Volksstimme, 29.6.1953.
2 Zeugenschaftliche Vernehmung von Walter L. durch die BDVP, Abt. K, am 17.6.1953, in: LHASA, Abt. Magdeburg, Rep. M 24, BDVP Magdeburg 1952-60, Nr. 183, Bl. 6. In seiner staatsanwaltschaftlichen Vernehmung am 31.7.1953 machte der Zeuge bezüglich der Kleidung des Beschuldigten unterschiedliche Aussagen (BStU, Ast. Magdeburg, AU 141/53, Beiakte, Bl. 68 f.).
3 Die Sterbefallanzeige wurde durch die BDVP Magdeburg am 19.6.1953 getätigt.
4 Die Bestattung erfolgte am 22.6.1953 um 11.00 Uhr auf dem Friedhof Magdeburg-Neustadt. Das Grab ist noch vorhanden (Feld AR 16, Nr. 706).
5 Bericht der BDVP Magdeburg vom 24.6.1953, in: LHASA, Abt. Magdeburg, Rep. M 24, BDVP Magdeburg 1952-60, Nr. 179, Bl. 66. 6
6 Beschluss der Stadtratssitzung vom 30.6.1953 und Einverständnis der Ehefrau, in: Stadtarchiv Magdeburg, Rep. 18/4 Ra 34.


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